Vortrag und Lesung: Wolfgang Menzel, Lothar Müller, Hanns Zischler
Freitag, 20. Mai 2022
Beginn 19:00 Uhr
Centre Bagatelle, Zeltinger Str. 6, 13465 Berlin
Grundbesitzer-Verein der Gartenstadt Berlin-Frohnau e.V.
Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft e.V.
Wird Oskar Loerke jetzt wiederentdeckt? Vergessen war der 1941 in Berlin gestorbene Dichter und Verlagslektor nie. Er gehört zu den bedeutendsten Lyrikern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war aber nie populär. Als Cheflektor des S. Fischer Verlags betreute er u.a. die Manuskripte von drei Literaturnobelpreisträgern (Thomas Mann, Gerhart Hauptmann, Hermann Hesse). Als Sekretär der Preußischen Akademie war er in bedeutender kulturpolitischer Position tätig. Seine Sämtlichen Gedichte erschienen neu als zweibändige Ausgabe 2010 im Wallstein-Verlag und sein Roman Der Oger 2021 im Leske-Verlag.
An diesem Abend werden Person und Werk vorgestellt, wobei besonders sein letztes Lebensjahrzehnt berücksichtigt wird, als Loerke im Berliner Stadteil Frohnau lebte. Dort befindet sich noch heute sein Grab. Es sollte im Sommer 2021 nach einem Senatsbeschluss den Status eines Ehrengrabs verlieren, „da“, so der Berliner Senat, „ein fortlebendes Andenken in der allgemeinen Öffentlichkeit nicht mehr erkennbar“ sei. Diese Entscheidung und ihre Begründung lösten heftige Proteste aus. Der Schriftsteller Lutz Seile in der Süddeutschen Zeitung vom 20. Juli: „Für mich ist Loerkes Werk groß und wertvoll. Und ich bin nicht der einzige Schriftsteller, der auf diese Weise empfindet ...“. Die Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft reagierte mit einem Offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller und an den Rat der Bürgermeister der Stadt Berlin. Nach weiteren Interventionen u.a. des PEN-Clubs, beschloss der Berliner Senat am 3. August 2021 dann doch die Verlängerung der Ehrengrabstätte für weitere 20 Jahre.
Mitwirkende:
Hanns Zischler lebt seit Jahrzehnten in Berlin und ist u.a. Filmschauspieler, Regisseur, Hörbuchsprecher, Übersetzer, Fotograf, Verleger, Essayist. Zuletzt erschienen der Roman „Der zerrissene Brief“ (2020), die Neuauflage von „Kafka geht ins Kino“ (2017), die Erzählung „Das Mädchen mit den Orangenpapieren“ (2014) und der Essay „Berlin ist zu groß für Berlin“ (2013).
Lothar Müller, Redakteur und Literaturkritiker der Süddeutschen Zeitung und davor der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, ist als Literaturwissenschaftler seit 2010 Honorar-Professor an der Humboldt-Universität Berlin und seit 2021 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Mehrfach ausgezeichnet u.a. mit dem Alfred-Kerr-Preis und dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay.
Wolfgang Menzel ist Dozent am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und Herausgeber, u.a. Oskar Loerke „Sämtliche Gedichte“ (mit Uwe Pörksen, 2010) und Wilhelm Lehmann „Essays I +II“ (Gesammelte Werke Bd. 6 u. 7). Er ist Zweiter Vorsitzender der Wilhelm-Lehmann-Gesellschaft e.V. Eckernförde.